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Bewertungskriterien für Informationen

Glauben Sie nicht alles, was in Büchern steht, auch nicht in diesem! Die Informationen könnten schlecht recherchiert, einseitig dargestellt, überholt sein oder für Ihr Informationsbedürfnis zu wenig oder zu viele Einzelheiten enthalten. Das gleiche gilt natürlich, und zwar noch stärker, für Fernsehsendungen, Zeitschriften und Internetseiten.
Erste zaghafte Versuche, Informationen zu bewerten, gibt es in manchen Nachrichtensendungen, wenn es beispielsweise heißt: "dpa meldet...", "wie unser Korrespondent aus Bagdad berichtet..." oder "aus unbestätigten Quellen verlautet...". Die fehlende Möglichkeit, Informationen nach Wahrheitsgehalt und Aktualität einzuschätzen, mindert deren Wert jedoch in vielen Fällen bis hin zur Wertlosigkeit.
Im folgenden mache ich deshalb den Versuch, vier Kriterien mit jeweils drei Stufen zu definieren, nach denen man Informationen einordnen und bewerten kann. Unter Verwendung solcher Maßstäbe könnten seriöse Autoren ihren Lesern mitteilen, wie sie selbst ihre Inhalte einschätzen. Im vorliegenden Buch verwende ich diese Kriterien dann, um wenigstens kapitelweise im Inhaltsverzeichnis eine grobe Einordnung vorzunehmen.

Reifegrad (Maturity)

Lebensalter einer Technologie oder Gerätefamilie.
Definiert als Lage des Lebenszyklus relativ zum Zeitpunkt der Informationsweitergabe.
Historisch: Der Lebenszyklus ist zu Ende. Auf diesem Gebiet ist keine Weiterentwicklung mehr zu erwarten. Entsprechende Geräte werden nicht mehr verwendet. Markt ist nicht mehr vorhanden.
Ausgereift: Der Lebenszyklus ist in Sättigung. Die Entwicklung beschränkt sich auf Optimierungen und Spezialfälle. Die Geräte werden nach etablierten Standards in Serie produziert und verbreitet eingesetzt. Die Marktaufteilung ist abgeschlossen.
Dynamisch: Der Lebenszyklus ist im Ansteigen. Technologie und Standards sind noch voll in Entwicklung. Geräte sind als Prototypen verfügbar. Der Markt ist bei noch unsicherem Markterfolg heiß umkämpft.

Aktualität (Validity)

Relatives Alter einer Information.
Definiert durch zwei Parameter: Halbwertszeit der Information und Zeitraum zwischen Weitergabe und Auswertung der Information
Kritisch: Große Teile der Information können überholt sein. Eine Überarbeitung durch einen Fachmann ist dringend erforderlich.
Verwendbar: Der Zeitraum seit der letzten Überarbeitung bewegt sich in der Größenordnung der Halbwertszeit für Informationen der betrachteten Thematik. Je nach Verwendungszweck kann die Information mehr oder weniger brauchbar sein.
Frisch: Seit Erstellung oder Überarbeitung des Textes dürfte es kaum Neuigkeiten auf diesem Gebiet gegeben haben. Die Information ist deshalb auf neuestem Stand.

Verlässlichkeit (Reliability)

Aus welchen und wievielen Quellen stammt die Information?
Definiert als Summe der Quellen, gewichtet mit der Vertrauenswürdigkeit der einzelnen Quellen.
Diskutierbar: Informationen stammen aus weniger verlässlichen Quellen (Zeitschriftenartikel, unsichere Firmenschriften usw.) oder enthalten Schlussfolgerungen und Bewertungen des Autors.
Glaubhaft: Der Autor hat gewisse Eigenerfahrungen oder stützt sich auf vertrauenerweckende Quellen (z.B. Firmenschriften von Marktführern, Bücher mit mehreren Auflagen usw.)
Verlässlich: Der Autor hat umfassende eigene Erfahrungen, zitiert aus sicheren Quellen (Normblätter usw.) oder stützt sich auf mehrere übereinstimmende Quellen. (Auch Rückmeldungen zählen hier als Quellen.)

Tiefgang (Complexity)

Angesprochener Leserkreis oder Zielgruppe.
Definiert durch die Anzahl mathematischer Formeln und unkommentierter Fachausdrücke.
Laien: Für Leser ohne technischen Hintergrund, die sich allgemein über ein Thema informieren wollen. Information auf populärwissenschaftlichem Niveau.
Techniker: Für Leser mit technischer Ausbildung und Grundkenntnissen der Fachrichtung. Der Inhalt besteht aus Grundlagen und Funktionsbeschreibungen unter Verzicht auf Mathematik und Details.
Fachleute: Für Spezialisten mit ausgeprägten Fachkenntnissen auf dem Gebiet; bietet Detailinformationen und mathematische Herleitungen.